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  • AutorenbildJoël

Oh wie schön, wir führen ein Hostel in Panama

Wer unseren Beiträgen seine vollste Aufmerksamkeit widmet, der/die weiss, dass wir bereits einmal in Panama waren - im Januar. Der/die weiss auch, dass wir unsere ausgeklügelten Weltreisepläne komplett über den Haufen geworfen haben, damit wir nochmals nach Panama zurückreisen können. Diese Umplanung wird als eine administrative Meisterleistung in die Geschichte der Bürokratie eingehen. Wie dem auch sei, sind wir wieder zurück im schönen Santa Catalina, Panama.

Hier wartet eine spannende Sache auf uns, von der wir schon vor Beginn der Reise geträumt haben. Es wäre doch toll einmal ein kleines Hostel zu führen. Wie das Universum dies so oft möchte (vor allem dann, wenn man es auch möchte), fiel uns diese Gelegenheit in den Schoss und wir haben sie mit voller Vorfreude angenommen. Als wir dazumal im Januar Eli und Zigor zusagten, freuten wir uns wie kleine Kinder wieder zurückkehren zu können. Die Zeit verfliegt natürlich wie in einem Wurmloch und so kommen wir am 25. April 2023 wieder im Rancho Estero an - es fühlt sich an, als kommen wir nach Hause.

Die ersten Tage sollten als "Einarbeits-Zeit" dienen, jedoch wollen uns die beiden lieber am chillen sehen als am arbeiten, "wir können ja dann noch genug machen", heisst es. Also verbingen wir die erste Woche mehr am Strand, auf dem Sonnendeck und auf der Insel Coiba. Ab und zu werden uns jedoch noch ein paar Details gezeigt, damit wir nicht ganz ahnungslos ihr Hotel übernehmen. Am Tag vor der Abreise wird Eli dann doch bewusst, dass wir vielleicht das eine oder andere noch wissen sollten. Also wird uns in einem Crash-Kurs das Nötigste gezeigt und alles andere lernen wir so zu sagen "learning by doing" - wie wir die nächsten Tage erfahren werden. Eli war so mit der Vorbereitung ihrer Ferien in Deutschland und Spanien beschäftigt und bemerkte nicht, dass auch für sie die Tage wie im Fluge vergehen. Aber das ist ja eigentlich kein Problem für uns. Wir mögen Menschen und haben die Einstellung immer irgendeine Lösung zu finden. Eli und die Kinder sind weg, Zigor ist noch da - so bleibt der Einstieg für uns wahrlich chillig. Wir übernehmen immer mehr von den Tätigkeiten im Hostel (vor allem die Buchhaltung und das Organisatorische, da hat Zigor keine Geduld/Lust dazu) und blühen in dieser Arbeit auf. Wobei Arbeit so streng klingt - schliesslich machen wir das ja freiwillig und es fühlt sich überhaupt nicht wie arbeiten an. Wir begrüssen die Gäste, führen sie auf dem Gelände herum, bereiten Frühstück für sie zu, organisieren ihnen Schnorchelausflüge, buchen für sie Shuttle-Services, unterrichten ihnen Yoga, organisieren Surf-Stunden, vermieten Surfboards, putzen die Zimmer und die restlichen Facilities (hauptsache Englisch, vielleicht nennt man das die "Fazilitäten" - auf jeden Fall alle anderen Bereiche, die es halt so zu putzen gibt), kaufen Früchte für Smoothies ein, machen Smoothies (bzw. bedienen den Mixer), planen die gute Putzhilfeseele Ana ein und sind für die Gäste da, wenn immer es Fragen gibt. Zweimal am Tag befüllen wir zudem die Wassertanks, echte Knochenarbeit. Da musst du einen Schalter nach oben drücken und warten, bis die Tanks überlaufen. Sobald sie das tun rennst du was-gisch-was-hesch zu eben diesem Schalter und drückst ihn wieder nach unten. Echt krass! Trotz dieser unglaublich harten Arbeit - zwinkerzwinker - freuen wir uns jeden einzelnen Tag in diesem neuen Zuhause aufzuwachen und nicht zu wissen, was heute passieren wird.

Wir verbringen eigentlich die ganze Zeit draussen - ein Drinnen gibt es nämlich nicht wirklich. Unser Bett ist zwar von einem Dach geschützt, nach vorne ist das Häuschen aber komplett offen und lässt einen Blick aufs Meer zu. So erreicht uns auch das bezaubernde Rauschen des Meeres während wir in der Nacht tief in uns schauen und träumen. Echt traumhaft! Tagsüber sind wir in der Nähe der Reception- all-Zeit-bereit, und geniessen auch da den Blick aufs Meer und hören gespannt dem Rauschen der Wellen zu oder zucken zusammen, wenn mal wieder eine Mango aufs Dach runterdonnert. Diese Eichhörnchen sind echt clever mit ihren Fingerchen und schütteln die Mangos vom Baum (nachdem sie sie natürlich schon angeknabbert haben). Oftmals fallen sie aber auch unangeknabbert runter und werden schlussendlich von uns angeknabbert. So ist er halt eben, der Kreislauf der Mangoknabberei.

Diesen Luxus die ganze Zeit draussen zu sein, viel Sonne abzukriegen, das Meer zu beobachten, Mangos zu knabbern, Eidechsen zu beobachten (es gibt da viele Basilisk-Eidechsen, jene die auf ihren Hinterbeinen rennen und sogar übers Wasser flitzen können), Vogelgesang zu beohren und mit der Sonne ins Bett zu gehen (geht manchmal ganz schön heiss zu und her) und mit der Sonne wieder aufzustehen, wie der Phoenix, geniessen wir enorm. Wir können diesen Rhythmus wirklich euch allen empfehlen - das tut unglaublich gut! Sehr wahrscheinlich lebten früher alle Menschen nach diesem Rhythmus, bevor wir uns entschieden haben bis kurz vor dem Schlafengehen ein leuchtendes Gerät zu streicheln oder in künstliches Licht zu starren...

Reden wir etwas über die Gäste. Die Gäste hier sind echt toll! Und wenn sie mal nicht toll sein sollten so "werft sie einfach raus und sagten ihnen das klappt hier nicht mit euch" hat uns Zigor gesagt, bevor er abreiste. Wir lernen viele wunderbare Menschen kennen und verbringen lustige Abende mit ihnen. Echt unglaublich was für tolle Menschen dieser Ort anzieht. Fast schon magisch! Da gibt es Severin, Mario, AC, Vivien, Gerhard, Janire, Verena und viele viele mehr. Einmal schneit sogar ein Schweizer Päärchen rein. Und ihr glaubt es nicht, aber sie kennt Adrian Lehmann aus Langenthal - den begnadeten Marathonläufer und ehemaligen Korbballspieler. Irgendwie witzig. Ein Gast hat es uns aber besonders angetan: Franky. Franky ist ununterbrochen am lächeln, chillt sehr viel, bewegt sich sehr wenig und schaut uns stets mit seinen dunklen, wunderschönen Augen an. Wenn man ihm aber zu Nahe kommt ist er ein aufgeblasener Kerl! Franky verbringt die ganze Zeit im Badezimmer - da ist es warm feucht. Franky ist ein Frosch. Franky mag es auch Leute zu erschrecken. Ein Gast kam zu uns in voller Überzeugung, dass im Badezimmer eine perfekte Zeichnung eines Frosches sei, der auf einem Blatt sitzt (die Wände sind mit Blättern bemalen). Bei genauerem Hinsehen erkennt der Gast, dass dies ja ein echter Frosch ist! Nicht schlecht staunen auch andere Gäste, als sie plötzlich zwei Augen im ausgespuckten Zahnpastaschaum aufpoppen sehen! Was ist das denn? Eine Schlange? Nein nein, es ist Franky, der gerne mal Zeit im Syphon des Waschbeckens verbringt. Wie er da rein- und wieder rauskommt? Bis heute ein Rätsel! Anstatt so viel Geld in die Rüstung zu investieren sollten die lieben Nationen dieser Welt viel lieber solche Rätsel lösen, da hätten alle etwas davon.

Wie auch alle anderen Gäste, ist auch eines Tages Franky nicht mehr da. Wahrscheinlich hatte er genügend Zahnpasta abbekommen und seinen Mundgeruch endgültig besiegt! So stand ihm natürlich nichts mehr im Wege seiner Prinzessin einen fetten Schmatzer aufzudrücken. Böse Gäste behaupten, sie hätten ihn nach Deutschland mitgenommen, er lerne da jetzt Frosch-Deutsch. Aber so ist es halt im Leben, gute Dinge enden auch irgendwann und so gehen auch die besten Gäste einmal weiter. Das hat auch etwas sehr Schönes, wenn man realisiert, dass alles vergänglich ist (ausser der Kuhschwanz, der bleibt länglich).

Wenn wir mal nicht Knochenarbeit verrichten nutzen wir die Zeit um zu surfen, an unserem eigenen kleinen Business (wieder Englisch: bedeutet so viel wie Beschäftigtheit oder so) zu arbeiten, uns weiterzubilden, uns zu bewegen oder Leckereien zu kochen und backen. Es ist unglaublich toll wieder einmal über eine längere Zeit eine gute Küche nutzen zu dürfen. Wir schätzen das enorm! Wir realisieren auch, dass wir nicht die Vollblut-Wellenreiter sind. Es beschert uns sehr viel Spass und Zeit im Meer zu verbringen ist enorm toll. Wir sind aber nicht die Leute die alle ihre Ferien künftig mit Surfen verbringen möchten. Es hat allerdings viel meditatives da draussen im Meer die Wellen zu beobachten, sie zu lesen und vor allem zu fühlen! Joël hatte da ein wunderbares Erlebnis! Nach der Erkenntnis des Nicht-Vollblut-Surfer-Daseins fühlte sich das Surfen plötzlich viel lockerer an. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl drei verschiedene Wellen in einem Ritt zu reiten und bis an den Strand nach vorne zu gleiten!

Die Hochsaison neigt sich dem Ende zu und auch so neigt sich unser Hotel-Manager-und-Managerin-Dasein dem Ende zu. Die letzten paar Tage haben wir kaum Gäste und geniessen die Zeit zu Zweit in unserem kleinen Paradies. Ab und zu schneien noch paar spontane Reservierungen rein aber wisst ihr was, das stresst uns mittlerweilie nicht mehr (als ob uns das jemals gestresst hätte) :) Am 24. Mai feiern wir unsere 14-Monate-Lateinamerika-Reise in der Pizzeria Jammin beim CH-Pärchen Reto und Tanja. Die Pizza ist echt gut und das mexikanische Bier noch besser.

Nach mittlerweile fast 5 Wochen in diesem kleinen süssen Küstendörfchen kennt man uns auch langsam. Es ist wunderschön Einkaufen zu gehen und gegrüsst zu werden oder die Strassen von Santa Catalina hinunter zu spazieren und gefragt zu werden, wie es uns denn so geht und wie alles so läuft. Liebe Leute - das ist für uns Zuhause. Mehr und mehr wird uns bewusst, dass grosse Städte nicht mehr unser Ding sind und wir kleine Orte bevorzugen, wo man einenader hilft, wo man einander grüsst und beim Namen nennt und fragt, wie es denn so geht, ohne dass es eine Höflichkeits-Floskel ist. Wir fühlen uns puddel-wohl in diesem einfachen Leben und wenn es am Schönsten ist, sollte man bekanntlich gehen...Aber wisst ihr, was uns den Abschied leichter macht? Next Stop: Vancouver mit den Eltern von Nadine! Danke Zigor, Eli, Julen, Alaia und Ana für die unvergessliche Zeit im Rancho Estero, Santa Catalina, Panama. Und hallo Vancouver, Kanada - auf geht's <3


Ah und eine sehr wichtige, lustige und rührende Anekdote fehlt noch: Eine franzöische Familie mit einem Sohn kamen bei uns vorbei und Joël hat beim Sohn einen ganz schönen Eindruck hinterlassen...Am Abend der Ankunft - und weder Joël noch ich hatten Kontakt mit dem Kleinen- kam er mit einem Stück Papier zu Joël und meinte, dies sei ein Geschenk für ihn. Was war es denn nur? Er hat Joël poträtiert und zwar als muskulösen Surfer, der gerade zwei Surf-Contests gewonnen hat. Der kleine wollte nicht mehr von Joël's Seite weichen (sie haben am nächsten Morgen sogar Brändi-Dog gespielt und der Junge hätte das Spiel bereits gewinnen können, drehte aber absichtlich noch eine Ehrenrunde - was wir alle gut verstehen können, oder?


Con más amor y cariño,

 

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