Wie ihr sicherlich bereits bemerkt habt, sind wir nicht die schnellsten Reisefüdlis. Wir mögen es gemütlich und schlendern von Ort zu Ort. Dies hat sich in Bolivien etwas geändert. Nach unserer Reise durch das vertrocknete Salzmeer entschliessen wir uns die Hauptstadt Sucre zu besuchen. Und diese Stadt, die hat es wahrlich in sich! Sie fesselt uns 1 Woche und zieht uns in ihren Bann! Schön wär‘s… Ja, Sucre ist sehr hübsch und hat ein ruhiges und schnuseliges Zentrum mit vielen Cafés und einladenden Restis. Da wird die Wahl eines geeigneten Restis schon sehr schwierig! Wir treffen wohl nicht die beste Wahl und werden knallhart ans Bett gefesselt. Oder vielmehr an die Kloschüssel. Wir sind richtig froh im Hostel ein Doppelzimmer mit Privatbad gebucht zu haben, denn wir dürfen diese Kloschüssel so gut kennenlernen, wie keine zuvor. Nach knapp 5 Monaten Reise hat‘s uns erwischt! Man munkelt der Grund liege in der übel riechenden Mandelmilch, vor welcher Nadine gewarnt hat und Joël einfach gesagt hat „ah was, isch doch haub so schlimm, das geit scho!“. Auf jeden Fall ist dies enorm demotivierend, wenn der Gang zur Toilette nicht unterschiedlich „verläuft“, sei es das kleine oder das grosse Geschäft…
Nach einer Woche regelmässigen Hikings zwischen Bett und WC (in diesem Zustand sind die 5 Meter anstrengend wie der Marsch auf den Vulkan) haben wir es endlich überstanden und schleichen schlapp auf eine 3-Tageswanderung in der Nähe von Sucre. Mit unserer Guia ziehen wir 3 Tage durch arme bolivianische Pueblos, sehen eindrückliche Landschaften, wandern durch den Krater in Maragua und tanken wieder Energie nach dieser unfreiwilligen Entschlackungszeit. Mit neuer Energie und einer Fahrt in einem „Colectivo“, welche der Todesstrasse Angst einjagen würde, flitzen wir von Sucre weiter nach La Paz.
La Paz - man liebt oder hasst diese Stadt. Wir lieben sie! Es ist eindrücklich, wie die braun-orange-farbenen Backsteine der Häuser mit der Bergwelt verschmelzen und man von weit her nicht erkennt, ob es sich um die Stadt oder die Berge handelt. Eindrücklich schlängelt sich die Stadt durch die Täler und verschmilzt mit ihrer Umgebung. Aus der Nähe ähnelt die Stadt eher einem riesigen Markt! Überall stehen kleine Marktstände auf den Strassen, welche zusammen mit dem dickflüssigen Verkehr die Strassen überfüllen. Glücklicherweise kann man einfach ins „Gondeli“ steigen und die Stadt überfliegen! Eine geniale Idee! Und eine super Alternative zur U-Bahn, die hier sowieso nicht gebaut werden könnte.
Apropos Todesstrasse. Die liegt in der Nähe von La Paz und war bis 2006 ein Zugangsweg zur Stadt. Die Strasse ist so eng, steinig und kurvig, dass da gut und gerne 100-200 Menschen pro Jahr in den Tod stürzten. Daher auch der Name. Heute darf man die Strasse mit dem Downhill-Bike erkunden und kann 64km runterblochen. Auch wir blochen da runter. Ein einmaliges Erlebnis, welches in einem Tier-Rettungs-Zentrum (la Senda Verde) endet. An diesem Ort wird ausgesetzten oder vom Schwarzmarkt geretteten Tieren geholfen (ein Teil des Geldes der Biking-Tour geht direkt an diesen wunderbaren Ort). Es gefällt uns sehr inmitten unserer Artgenossen, den Spider-Monkeys, leckere Spaghetti zu essen und die Eindrücke der wilden Fahrt zu verdauen.
Zurück in La Paz entschliessen wir uns bereits wieder weiterzureisen. Unser nächstes Ziel - dort, wo der Papa von Pipi Langstrumpf den Piraten die Ohren langzieht: Der berühmt berüchtigte Titicaca-See. In Copacabana (nicht am Strand von Rio de Janeiro) verlieben wir uns in das kleine süsse Städtchen, natürlich in seine Strassenhunde und in die tolle Landschaft rund um den gigantischen See, der dem Meer Konkurrenz macht. Ebenfalls durften wir die Isla del Sol besuchen, mit einem Klapper-Holzschiff auf Wellen so hoch wie der Mount Everest, wo anscheinend die Inka-Kultur ihren Anfang fand. Auf dieser Insel findet man den Inka-Brunnen, der ewiges Leben verspricht, wenn man sein Wasser trinkt - haben wir natürlich gemacht, damit wir noch ewiger diese wunderbare Welt bereisen können :) Ebenfalls in Copacabana (Bolivien) findet ein sehr lustiges Schauspiel statt. Peruaner fahren mit ihren Autos nach Copacabana, um diese von einem “Heiligen” (oder so) segnen zu lassen. So schmücken sie die Autos mit Hüten und farbigen Girlanden, damit dieser Heilige die Autos und auch die Besitzer mit Wasser vollspritzt. Mit diesem lustigen Schauspiel im Herzen verlassen wir Bolivien nach kurzen aber interessanten 2 Wochen und sind gespannt auf Peru.
Con mucho amor
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