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  • AutorenbildNadine

Paradies Islas Galapagos

Nach diesen tollen Wochen an der Küste Ecuadors geht es für uns weiter nach "irgendwo im nirgendwo" auf die Islas Galapagos. Ursprünglich wollten wir über Joël's Geburtstag dorthin aber irgendwie hat uns immer etwas davon abgehalten. Nun haben wir es gewagt und den Flug gebucht. Wir beide sind sehr gespannt, was uns erwarten würde, denn wir haben uns nicht wirklich informiert. Viele berichten es sei ein "Paradies". Aber was heisst das denn genau?

Um auf diese Inseln zu kommen muss man scho den dickeren Geldbeutel zücken. Die Flugpreise sind eher teuer (ca. 300 USD), der Eintrittspreis von 100 USD / Person kommt noch dazu und die Preise der Unterkünfte sind demensprechend auch etwas höher da draussen auf dem Meer. Für uns war das zu Beginn jedoch logisch, da diese Geldsummen ja in den Schutz der einzigartigen Flora und Fauna dieser paradiesichen Inseln inverstiert werden, oder? Wir hatten nicht viele Vorstellungen aber wir dachten, dass das Leben dort eher einfach sei. Das heisst, kleine Dörfchen aus Holz- oder Bambushütten, eine geringere Auswahl an Essen, keine "richtigen" Strassen und alles ist wunderbar sauber und gepflegt. Dies war auf jedenfall unsere Vorstellung von einem "Naturparadies". Vielleicht etwas naiv?

Angekommen auf der Insel San Cristobal stellen wir fest, dass hier ca. 2200 Menschen (und 10'000 Seehunde) leben und dies an eine Kleinstadt erinnert - nichts mit kleinen Holz- oder Bambushütten :) Aus uns unerschliesslichen Gründen fahren alle mit 4x4 Pick-Ups auf dieser kleinen Insel rum, deren 2 Strassen beide asphaltiert sind. Leuchtet ein, gäu? Was wirklich paradiesisch ist, sind die Tiere, die du ohne zu suchen siehst: Iguanas, Seehunde und Meeresschildkröten - das ist der füdliblut Wahnsinn! Überall zu beobachten, ob mitten im Dörfchen oder weiter entfernt, bei den Strändchen.

Nach einer durchzogenen Nacht (Joël durfte nach 8 Jahren Beziehung das erste Mal Nadine beim Krähen-Rufen zuhören, und das im 30-Minuten-Takt) entscheiden wir uns dafür bereits am nächsten Tag auf die Insel Isabela weiterzureisen, um dort 3 Tage zu erkunden und danach wieder zurückzukommen für die letzten 3 Tage. So haben wir genügend Zeit, um diese Inseln gut kennenzulernen. Isabela wird als die "wildeste" der drei Inseln bezeichnet.

Viele haben uns vom wundervollen Schnorcheln und Tauchen hier erzählt. Da wir beide nicht die Taucher sind gehen wir auf eine Schnorcheltour. Der Guide verspricht uns zugleich, was wir denn alles tolles sehen werden. Bereits nach dem ersten Stopp müssen wir uns eingestehen, dass dies nicht das ist, was wir uns vorgestellt haben. Wir haben das Zuhause der Blaufüssler-Boobys besucht oder besser gesagt gestürmt. Einige der Touris machen Selfies, quasi Schnabel an Schnabel mit dem Vogel. Wieso bloss? Wir laufen über ihre Neste und halten Ihnen die Kamera mitten ins Gesicht. Dies ist in unseren Augen kein respektvoller Umgang mit Natur & Tier. Als wir dann wieder weiterfahren bemerkt Nadine, dass das andere Boot Treibstoff verliert. Motoröl läuft einfach so in das kristallklare Wasser. Als sie zum Guide geht und das Problem anspricht hat er sie gekonnt desinteressiert abgewimmelt und unser Herz zum weinen gebracht. Der nächste Stopp ist ein Schnorchelstopp, um Seepferdchen zu sehen. Auch hier war der Umgang mit diesen Tierchen eher fragwürdig. Muss man denn Seegras ausreissen und tiefgraben, nur um das perfekte Bild eines Seepferdchens zu schiessen? Wir glauben nicht. Selbstverständlich zieht einem ein Seepferdchen sofort in seinen Bann sobald man es entdeckt und die Zeit scheint still zu stehen. Es ist also etwas sehr Einzigartiges, diese Begegnung. Doch wir bevorzugen das Tier lieber nicht zu sehen anstatt an seinem Zuhause rumzureissen für ein gutes Foto. Manchmal hat man das Glück & Vergnügen diese Wesen zu sehen und manchmal halt nicht. C'est la vie! Als Abschluss der Tour besuchen wir eine Bucht voller Riesen-Meeresschildkröten. Jedoch ist der Meeresspiegel so tief, dass wir mit dem Boot ca. 1 Meter über deren Köpfe hinwegschweben. Auch das ist für uns nicht so nachvollziehbar. Nicht nur weil gerade Paarungszeit ist. Unser Fazit der Tour: wir sind extrem dankbar, dass wir diese Tiere besuchen und diese Erfahrung machen durften. Aber das Geld, was wir dafür ausgeben fliesst unserer Meinung nach nicht in das Wohl der Flora und Fauna. Auch nicht in die Ausbildung der Guides, die hier eher als schlechte Vorbilder agieren. Aus diesem Grund entscheiden wir uns dafür, keine weiteren Touren zu buchen, sondern auf eigene Faust die Wunder der Natur zu erkunden. Klar, vielleicht hatten wir in dieser Hinsicht einfach Pech und es gibt andere Agenturen, deren Guides rücksichtsvoller mit ihrer Umgebung umgehen.

Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach riesen Landesschildkröten und siehe da wir finden gleich 3. Diese Tiere sind faszinierend! Aber leider auch nicht mehr überlebensfähig ohne den menschlichen Eingriff. Sie haben hier ein Zentrum, wo sie diese Schildkröten ausbrüten und aufziehen, da sie es alleine in der Natur nicht mehr schaffen. Zu viele Menschen, zu viele invasive Pflanzen und Tiere haben den Lebensraum dieser wunderbaren Wesen zerstört - wirklich schade. Auf der einen Seite schön, wie die Menschen die Tiere pflegen und den Bestand in der Natur wieder "normalisieren" möchten. Viel gute Energie von tollen Menschen fliesst in diese Projekte. Andererseits etwas traurig, dass dies überhaupt notwendig ist.

Als wir alleine losziehen und die kleinen Strände und Buchten von Galapagos erforschen, sind wir unglaublich glücklich. An den abgelegenen Orten finden wir kaum Abfall. Und es ist so ein wundervolles Gefühl, wenn du ohne Erwartungen schnorcheln gehst und auf einmal Rochen, Meeresschildkröten, Meeresschnecken, Haie und Seehunde siehst - das ist für uns paradiesisch!

Obwohl wir extrem dankbar dafür sind, diesen Ort gesehen zu haben, werden wir das Gefühl nicht los, ein Stück dieser Natur zerstört zu haben. Wir fliegen mit dem Flugzeug, wir fahren mit dem Boot von Insel zu Insel und schwimmen im Meer mit Meeresschildkröten und Seehunden. Stören all diese Boote, all diese Exkursionen nicht das Zuhause der Meerestiere? Wenn immer mehr Menschen zu Besuch kommen, fliehen die Tiere nicht aus ihrem Zuhause und die unglaubliche Artenvielfalt wird weniger und weniger? Was halten die Meeresschildkröten davon wenn täglich hunderte Menschen über ihre Köpfe schwimmen und ihnen bei der Paarung zuschauen (einige sogar mit Blitzlicht unter Wasser, was auf Galapagos verboten ist)? Wie viele Arten gibt es noch hier seit dem Tourismus? Wie kann man Tourismus nachhaltig gestalten ohne bloss die Preise anzuheben (denn so würde es für finanziell weniger gesegnete Menschen diskriminierend)? Wir selbst sind auch Teil dieses Problems. All diese Fragen und noch viel mehr stellen wir uns seitdem wir hier sind. Wir diskutieren viel in diesen Tagen. Wir bemerken, dass wir unter "Weltschmerz" leiden. Solche Erfahrungen können einen ziemlich pessimistisch stimmen. Das ging für uns soweit, dass wir für kurze Zeit vergassen, wie privilegiert wir eigentlich mit unserer Reise sind und was für paradiesische Erlebnisse wir sammeln dürfen. Schlussendlich gibt es enorm viele Dinge auf der Welt, von denen wir sagen "ach das läuft scheisse", "schau, da liegt ja überau chly Ghüder umä", oder "hennä schlimm wie die mit de Tier umgö". Wenn Dinge "scheisse" laufen bietet dies immer die Gelegenheit etwas zu ändern! Man hat immer die Wahl, möchte man sich nur darüber beklagen (und ja, das tut oft auch gut und ist notwendig, lass es raus) oder möchte man mit seinem eigenen Verhalten dazu beitragen, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Kleine Dinge können Grosses bewirken. Ja in der Schweiz mag vieles wunderbar aussehen im Vergleich, doch die Schweiz ist auch ziemlich gut darin, Probleme in andere Länder auszulagern ;-) Dänk mou drüber noche.

Dieses Thema hat uns eine Weile beschäftigt und relativ pessimistisch gestimmt. Manchmal ist es schwierig eine gute Balance zu finden. Und das ist auch völlig ok so, wie es ist.


Con mucho amor,



 


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