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  • AutorenbildJoël

Ometepe - zwischen zwei Bergen

Nach unserem wunderbaren Abenteuer in Costa Rica hüpfen wir in den Bus, weiter Richtung Norden. Der flotte Bus nimmt uns mit bis an die Grenze zu Nicaragua. Grenzübergänge sind jeweils eine spannende Angelegenheit. Da stehen meistens ein paar Häuser mit Menschen in Uniformen oder sonstiger offizieller Kleidung, die Dir sagen "halt hier geht's nicht weiter, zeig mal Deinen Reisepass". Und damit man die imaginäre Grenze überqueren darf sollte man schön brav mitmachen. Danach läuft man einen Meter weiter vom einen Büro zum anderen und ist plötzlich in einem ganz anderen Land. Obwohl man eigentlich immer noch am selben Ort ist.

Genug der Überlegungen - wir sind also da, an der Grenze und machen den Check-Out aus Costa Rica. Leider stürzt ihr System ab. Damit wird es unmöglich die Reisepässe der Leute zu scannen und die Passnummer einzutippen. Also warten wir, bis das System wieder funktioniert. Nach drei Stündchen macht es wieder mit und es kann losgehen. Wir fahren mit dem Bus zum Check-In-Bereich von Nicaragua. Zuerst steigt eine offizielle Person ein und kontrolliert die Impfausweise. Bei erfolgreicher Prüfung erhält man ein Papierfötzeli mit einem Stempel in die Hand gedrückt. Danach steigt eine andere Person in den Bus, die alle Passagiere aufruft. Nur wenn Dein Name fällt, darfst Du auch den Bus verlassen. Von einigen Passagieren zieht die Person auch den Reisepass ein - irgendwie auf Zufallsbasis, primär aber Gringos. Danach dürfen wir unser Gepäck schnappen und zur Passkontrolle. Bevor wir das Gebäude betreten dürfen müssen wir noch eine Sesselfurzer-Abgabe in der Höhe von 1$ pro Person begleichen. Migrationsaufwände oder so, keine Ahnung =) Danach heisst es anstehen und warten. Eine weitere offizielle Person sagt uns kurz drauf wir sollen woanders anstehen. Da wo wir stehen sollen wir nicht stehen. Besser daneben - da ist das Anstehen viel besser. Mittlerweile erhalten auch die Passagiere wieder ihre Pässe zurück. Beim Schalter werden wir noch interviewt, was wir denn für Jobs haben (was ist denn bitteschön ein Job?) und sowieso, wo wir so hinwollen und so. Als Dank sind wir gebeten 14 weitere Dollar zu bezahlen - wahrscheinlich fürs Znüni oder so. Danach geht's aber los! Jetzt dürfen wir unser Gepäck scannen lassen - Drohnen sind beispielsweise nicht erlaubt in Nicaragua. Keine Drohne, kein Problem, weiter zum Bus. Da dürfen wir nochmals anstehen. Nun werden nochmals die Pässe geprüft, ob wir wirklich alle Stempel erhalten haben. Danach haben wir dieses Abenteuer hinter uns. Schon komisch, was wir Menschen für Theater veranstalten, um eine imaginäre Linie queren zu dürfen...

Nach einer weiteren kurzen Busfahrt und einer Fähre erreichen wir “Isla Ometepe“. „Ome“ bedeutet zwei und “tepetl“ Berg - womit sich „zwei Berge„ ergibt. Und genau das finden wir da auch vor. Zwei Berge. Nicht nur zwei hundskommune Berge, sondern zwei Vulkanberge sind das! Der eine, Concepción, noch aktiv, der andere, Maderas, bereits am schlafen und mit einer Lagune bestückt. Und wieso genau gehen wir zwischen diese beiden Vulkane? Wir dürfen hier für 4 Wochen helfen ein Bed & Breakfast / Permakultur-Garten / Yoga Zenter aufzubauen. Die Besitzerin, Nirina aus Frankreich, hat das Grundstück vor zwei Jahren mit der Absicht gekauft, vom Gemüseanbau und -verkauf zu leben. Nach einer Weile hat sie entschieden Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten. Das Land ist nämlich nicht ganz einfach zu bearbeiten. Hinzu kam die Idee diverse Zeremonien und Yogastunden anzubieten. So die Vision. Somit erhielten wir die Möglichkeit Yoga-Stunden anzubieten, mit Bambus zu bauen und vieles mehr. Allerdings sah die Realität etwas anders aus. Das Yoga-Deck war noch nicht gebaut. Somit fiel diese Erfahrung leider ins Wasser. Dies störte uns allerdings nur kurz. Jeden Tag durften wir mit den Arbeitern unterschiedliche Dinge tun. Wir lernten eine Kompo-Toilette zu pflegen, Bambus zu behandeln (wenn man den gut behandelt hat er eine Lebensdauer von bis zu 50 Jahren!!! Einfach phenomenal), den Imker bei der Bienenkontrolle zu begleiten (je nur zwei Stiche), Tomatensetzlinge zu pflanzen, Unkraut ins Jenseits zu senden, Kompost (frische saftige Erde) herzustellen, mit der auf dem Grundstück gefundenen Erde zu töpfern und und und. Auch über Permakultur durften wir neues erfahren. Wer nicht weiss, was das ist: Permakultur ist im Prinzip wie unsere Grosseltern den Garten gepflegt haben - einfach unter einem marketingfähigeren Namen =) Erstaunlich, wie viel die Menschen hier über die Natur wissen (Bambus sollte man beispielsweise kurz vor Neumond ernten damit weniger Flüssigkeit in den Pflanzen steckt und die Gefahr für Insektenbefall kleiner wird). Wir lernten auch viel über das Leben der Locals auf der Insel. Viele der Familien areiten nebst ihren Jobs auf dem eigenen Land, um genügen Lebensmittel zu produzieren (der Medianlohn liegt da etwa bei 115$ pro Monat). Stellt euch das einmal vor! Die Häuser sind oft sehr einfach gebaute Blech und Holzhütten, teilweise mit Palmendächern). Auf der Insel gibt es sehr wenige Dinge zu kaufen - also nutzen die Locals sehr viele lokale Dinge, womit sie viel mehr mit der Natur zusammenleben als an anderen Orten dieser Welt. Unterwegs sind die meisten zu Fuss, mit dem Fahrrad oder dem Pferd. Ansonsten mit Motorrädern. Autos sieht man sehr wenige. Viele der Menschen verlassen die Insel selten bis nie, geschweige denn ihr Land. Einige sagen die Insel sei was den Fortschritt anbelangt im Vergleich zum Festland 10-15 Jahre im Hingerlig. Was die Infrastruktur anbelangt sind viele Strassen noch nicht asphaltiert. In der Regenzeit kommt es vor, dass man einfach zu Hause bleiben muss. Denn die Bäche, welche die Strassen queren, sind unüberwindbar. Bei Verletzungen, so wurde uns erzählt, hilft man sich oft selbst. Das nächste grosse Spital wäre auf dem Festland (ca. 3h entfernt). Muss man eine Wunde nähen, da gibt es sicher eine Nachbarin, die das einigermassen kann. Bei einem Beinbruch bastelt man sich selbst eine Schiene. Und wisst ihr was? In den meisten Fällen funktioniert dies erstaunlich gut! Die Leute hier wissen sich sehr gut selbst zu helfen. Und sie wirken enorm zufrieden, sind sehr hilfsbereit, quatschen gerne mit uns und sind einfach gute Menschen. Obwohl wir 4 Wochen in einem Zelt übernachten (eigentlich ziemlich bequem, falls nicht 40 Mosquitos rumsausen und der Wind uns nicht das Zelt um die Ohren haut) verlieben wir uns in den Ort. Dies liegt sicherlich auch an den zwei Hunden, die uns tagtäglich begleiten. Stranger, der ältere, ist wahrscheinlich eher eine Katze im Hundekostüm, so wie er sich immer in unseren Schoss schmeigt. An Wochenenden erkunden wir die Insel mit dem Scooter, testen einige Restaurants, übernachten in anderen Hostels, lassen uns von Hunden beissen (nicht das angenehmste), erklimmen einen schlammigen Vulkan oder geniessen einfach den schönen Sonnenuntergang am Strand des grossen Sees, der eher wie ein Meer wirkt.

Eines Tages treffen wir noch auf Jonny - einen ehemaligen Arbeitskollegen bei der Swisscom. Schon witzig, wen man am anderen Ende der Welt so treffen kann. Hinzu gesellt sich kurz später noch Romi, mit der wir unsere Yoga-Ausbildung absolvieren durften in Ecuador. Es war schön diese beiden wieder mal zu sehen und andere schweizer Dialekte zu hören. Danke euch!

Schweren Herzens und mit vielen tollen Erinnerungen verlassen wir die Insel in Richtung Granada, Nicaragua. Danke Nirina, Hamilton, José, America, Jessica, Beatriz, Amaury, Lisa, Moises, Gabriel, Hector und alle anderen, deren Namen wir uns nicht merken konnten, für diese tolle Zeit mit euch. Wir konnten viel lernen und werden euch wieder besuchen kommen. Es ist enorm spannend zu sehen, wie sich die Insel entwickelt. Es ist zu hoffen, dass sie nicht vom Tourismus überrollt wird und die Locals verdrängt werden. Es ist zu hoffen, dass der aktuelle Öko-Tourismus zentraler Bestandteil der Insel bleibt. Danke für die schönen Farben, die guten Düfte, die schönen Pflanzen, die faszinierenden Tiere und die gute Atmosphäre, Ometepe.


Con mucho amor,

 

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