Eines Tages schwimmt eine Kiste durch den Fluss vor uns. Darauf steht "Panama". Wir hüpfen in den reissenden Strom und bergen die Kiste. "Ist ja komisch" bemerken wir, "diese Kiste riecht ja nach Bananen!". Hypnotisiert von diesem leckeren Duft (gäu Sändu & Zabrina Rancan) folgen wir dem Ruf Panamas!
Voller Erstaunen stellen wir in Panama City fest "do hets jo gar ke Banane!". Nein, da gibt's keine Bananen, da gibt's primär Wolkenkratzer. Einer dieser Wolkenkratzer ist besonders bemerkenswert - er ischd verdreht (so wie dein Bein, ja, dein Bein ischd verdreeeht). Nebst den eindrücklichen und hohen Bauten dominieren auch Anwaltsbüros und internationale Firmen das Stadtbild. In einem Reiseblog haben wir gelesen, dass Panama City nebst Buenos Aires die schönste Hauptstadt Latinamerikas sei. Dies wollten wir natürlich mit eigenen Augen überprüfen. Leider stellen unsere Augen fest, dass sie dies so nicht bestätigen können. Unsere Augen mögen mehr Natur und weniger Stadt :) Jedoch geben wir Panama City ganze 2 Tage Zeit, um uns doch noch vom Gegenteil zu überzeugen. Die Altstadt von Panama ist ganz süss, vorallem hat uns dort ein veganes Café in den Bann gezogen - ansonsten ist das Quartier geprägt von Souvenir-Shops und ein paar alten kolonialen Bauten. Am zweiten Tag zerrt mich meine bessere Hälfte (Joël) in eine Shopping-Mall, da er dort anscheinend einen Patagonia-Laden entdeckt hat und endlich seine löchrigen T-Shirts ersetzen kann. Aber wisst ihr was? Nach über einer Stunde haben wir den Laden immer noch nicht gefunden und völlig erschöpft suchen wir das Weite (ganz schön schwierig diesen labyrinthartigen Malls zu entkommen!). Das Weite heisst in unserem Fall "El Parque Municipal". So gehen wir auf die Suche nach unserem ersten Faultier - in diesem Park sollen die ganz schön aktiv sein. Wir wandern und wandern mit unseren Augen weit aufgerissen bis auf den Aussichtspunkt des Parkes und da hängt es: DAS Faultier. Gespannt schauen wir dem süssen pelzigen Tierchen zu, wie es Blatt um Blatt vom Baum pflückt und völlig gemütlich seinen Hunger stillt. Eigentlich möchten wir dieses Spektakel mit einer Familie teilen, die sich zu uns gesellt hat. Allerdings schauen sie ausschliesslich auf ein leuchtendes Ding, das sie in ihren Händen halten. Also bleibt diese kleine Entdeckung unser Geheimnis. Dieses Ereignis war für uns mit Abstand das Beste von Panama City. Einmal mehr bemerken wir "mir si haut doch keni Stadtching".
Was nun? "I möcht doch ändlech einisch s'Sörfä usprobiere" sagt Joël. "Jetz simer scho ewig ungerwägs u no kes einzigs mou hani das chönnä probierä, das chas doch nid si!". In Brasilien war es zu kalt, in der Atacama-Wüste zu trocken, in Bolivien war kein Meer, in Peru hatten wir Hunde am Hals, in Ecuador gab es keine Wellen, in Kolumbien keine Zeit, so muss es doch in Panama klappen! Also schnappen wir uns einen Bus nach Santa Catalina. Nach einer irrschwitzigen Fahrt erreichen wir das kleine Surfer- und Taucherdörfchen und checken im Rancho Estero ein. Dies soll für die nächste Woche unser Zuhause sein. Die kleine Anlage, welche von Eli (DE) und Sygor (Baskenland) geführt wird, hat direkten Zugang zum Meer und ist schön in die Natur eingebettet. Aber lustigerweise riecht es auch hier nicht nach Bananen... Gleich am nächsten Tag buchen wir eine Surf-Lektion mit Sygor, damit wir die Basics lernen können. Nach einer Stunde gelingt uns das schon so gut, dass wir am nächsten Tag auf eigenes Brett ins Meer hüpfen und mit den Wellen spielen. Voller Freude nehmen wir Welle um Welle und geniessen das wunderbare Gefühl über das Meer zu gleiten! Es ist ein wunderschöner Ort und wie es das Schicksal so will, hat uns Eli gefragt, ob wir nicht eine Weile bleiben möchten und ihr mit den Kindern helfen - im Gegenzug dürfen wir umsonst übernachten. Ein kurzer Blickkontakt hat gereicht und wir wussten beide, diese Herausforderung und diese Chance lassen wir uns nicht entgehen. Gerne kommen wir einmal mehr aus unserer Komfortzone und versuchen die kleine Alaia (1.5 Jahre) und ihren grossen Bruder Julen (5 Jahre) für die nächsten 3 Wochen zu bespassen (und hoffen, dass sich niemand ein Bein bricht). Ihr müsst wissen, wir haben beide absolut keine Erfahrung mit Kindern und das haben wir natürlich auch Eli und Sygor verraten, doch die beiden haben anscheinend vollstes Vertrauen in uns...
Zu Recht, wie sich zeigt. Jeden Tag spielen wir abwechslungsweise für einen halben Tag mit den beiden Kindern. Julen möchte immer eine Höhle bauen & möchte selten das tun, was wir ihm vorschlagen. Da müssen wir erfinderisch werden und ihn dazu bringen, dass unsere Idee zu seiner Idee wird. Natürlich tanzt er uns zu Beginn auch auf der Nase herum. Wahrscheinlich geniesst er einfach viel zu viel Aufmerksamkeit von all den Besuchern, die gerne mit ihm spielen. Da wird es ja schon beinahe langweilig, wenn er über längere Zeit mit zwei Schweizern spielen muss. Apropos Schweizerdeutsch, Julen nickt zwar immer, auf unsere Frage, ob er uns denn eigentlich immer versteht sagt er trotzdem "Nööö, nicht wen ihr Bayrisch sprecht". Mal malen wir, basteln Papierflieger, spielen Basketball, klettern auf Bäume, helfen imaginären verletzten Tieren, lassen echte Drachen fliegen, hören Hörbücher, lesen Bücher und Geschichten vor, musizieren, sehen beim Weinen zu wenn die Mamma "nein" sagt und haben eine gute Zeit. Julen fragt uns sogar, ob wir richtige Freunde sein wollen! Wie könnten wir das ablehnen. Mit seiner Schwester geht er allerdings nicht so zimperlich um. Er möchte stets im Mittelpunkt stehen, also schubst er die kleine Alaia entweder weg oder nimmt ihr das Spielzeug aus der Hand. Alaia kann sich aber auch wehren, wenn es sein muss! Sie hat da ihre eigene Strategie entwickelt. Bekommt sie nicht was sie möchte, so pinkelt sie einfach in die Hosen oder meistens direkt auf den Boden (Hosen sind sowieso überflüssig). Aber nicht in der üblichen Pipi-Menge, sondern nur "es chlyses Müü". Sie weiss ganz genau, wie sie ihre Mitmenschen ärgern kann. Meistens tut sie das aber nur gegenüber ihrer Mamma. Bei uns lacht sie, macht Dinge nach oder rennt mit uns an der Hand durch die Gegend. Auch das Fliegen mit uns hat sie entdeckt. So möchte sie fast ununterbrochen durch die Lüfte geschmissen werden (kontrolliert und absolut unbedenklich, isch ja klar!). Ja, wir sind beeindruckt was unsere Eltern geleistet haben mit zwei Kindern. Chapeau! Das braucht Energie und macht müde - gibt im Gegenzug aber viel tolle Erinnerungen!
Eines Tages kommen Besucher vorbei und möchten eine Yoga-Stunde buchen. Diese Gelegenheit packt Nadine und unterrichtet ihre allererste Yoga-Stunde ausserhalb des Yoga-Teacher Trainings. Die drei Teilnehmenden sind so begeistert, dass sie am nächsten Tag gleich eine weitere Stunde buchen! Was gibt es schöneres, als ein solches Feedback?
Wir fühlen uns wieder einmal mehr so reich, wie noch nie zuvor. Reich an Erfahrungen, reich an neuen Freunden, reich an neuen Ideen & Träumen, reich an Energie, Glück, Zufriedenheit, Gelassenheit und reich an Freiheit. Wir haben eine wunderbare Zeit hier im Rancho Estero und auch diese neigt sich wieder dem Ende zu. Aber etwas unfassbar Tolles ist passiert! Eli und Sygor wollen uns ihr kleines Paradies für 4 Wochen anvertrauen. Sie gehen im Mai ihre Famiien besuchen und sind auf der Suche nach einer Stellvertretung und da haben sie gleich an uns gedacht - was für eine Ehre und was für ein Vertrauen. So eine Chance lassen wir uns nicht entgehen und planen unsere Weltreise etwas um - was eine ziemlich kurze Sache ist, da wir keinen Plan haben - und kommen Ende April zurück nach Santa Catalina. Wir freuen uns schon extrem darauf. Wer also im Mai sowieso nach Panama wollte den empfangen wir voller Freude :-) Aber bis dahin haben wir noch weitere unvergessliche Abenteuer vor uns: 3 Wochen Costa Rica mit den lieben Eltern von Joël. Bananen haben wir keine gefunden. Aber wie es die Geschichte von Janosch so schön zeigt, bemerken wir einmal mehr, dass es überall und jederzeit wunderschöne Dinge in uns und um uns gibt. Man muss sie nur sehen wollen.
Que estén muy muy bien, con mucho amor
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