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  • AutorenbildJoël

La vida colorida en Colombia (parte 2)

Nach den tollen Eindrücken in Medellin begeben wir uns auf den Weg zum Busterminal. Die vollgestopften Strassen beeinflussen unser Tempo: wir fliegen über den Asphalt wie eine Schildkröte, die auf dem Rücken taumelt. Uns haut's so richtig die Wangen um die Ohren, wir sehen aus wie Windhunde!

Das Busterminal ist heute besonders hektisch. Wahrscheinlich möchten alle ihre Familien und Freunde über Neujahr besuchen gehen. Wir schlängeln uns durch die Taschen (keine Ahnung wieso man mit so viel Gepäck überhaupt reist), vorbei an den Menschenmassen hin zu unserem Bus. Uns erwarten 15.5h Busfahrt in den Norden Kolumbiens, nach Santa Marta. Der Anbieter der heutigen Fahrt heisst "Expreso Brasilia". Zwei Dinge lernen wir während der Fahrt: weder handelt es sich um einen Express, noch fahren wir nach Brasilien. Wir haben uns ja auf eine lange Fahrt eingelassen, ja. Dass die Fahrt sich jedoch um 5 Stunden verlängert und wir länger als 20 Stunden unsere Füdlimuskeln plattsitzen, also das konnte kaum jemand erwarten. "Teil des Abenteuers" reden wir uns ein, "wir sind ja bald da, was sind schon 20 Stunden Busfahrt verglichen mit einem Menschenleben, nichts!".

Nach dieser Traumreise erreichen wir zufrieden den Norden Kolumbiens. Das Klima ist völlig anders hier. Plötzlich arbeiten die Schweissdrüsen auch ohne Einfluss von sportlicher Aktivität. Aber wie sagen zwei Komiker in der Schweiz so schön "lieber Schweissperlä als gar kän Schmuck". Wir geniessen die Wärme und sind gespannt einen weiteren Teil Kolumbiens kennenzulernen. Das Land bietet eine enorme Vielfalt! Diese äussert sich nicht nur in der Natur sondern auch im Dialekt und in den kulinarischen Gerichten.

Gespannt erkunden wir die Restis und Kafis dieser Stadt und warten auf unsere Freunde Simone & Matthias, welche den weiten Weg von Züri nach Cartagena & Santa Marta auf sich genommen haben. Wir freuen uns Zeit mit Freunden verbringen zu dürfen (falls Du Dich fragst, was wir aus der Schweiz am meisten vermissen, dann ist es weder Schoggi no Chääs no die kurrligen Initiativen oder Aromat, sondern unsere lieben Freunde). Nach einem gluschtigen Znacht, bei welchem wir Matthias das erste Mal kennenlernen dürfen, hauen wir uns auf die Matratzen und schauen mit geschlossenen Augen tief in uns rein.

Am nächsten Morgen erwartet uns ein gemeinsames Abenteuer! Wir haben uns entschieden unseren Beinen über Neujahr eine 4-tägige Wanderung zur Ciudad Perdida zu gönnen. Also düsen (so gut es der Verkehr zulässt) wir mit der Agentur "Turcol" los nach "El Mamey", wo wir den Rest unserer Truppe (die US-Amerikanerin Amanda & Orestis der Grieche) und unseren Guide Luis kennenlernen. Die Gruppe funktioniert super! Nach einem kolumbianischen "zMidu" mit Reis, Bohnen & Kochbananen nehmen wir die erste Etappe unter die Füsse. Sie führt hoch auf einen Hügel, durch rote Erde, mal durch weisse Erde, vorbei an Kakao-Snack-Verkäufern, hinab zum Fluss und wieder hoch in unser erstes Lager umgeben von Grün und noch mehr Grün. Nebst unserer 6er-Gruppe sind weitere Gruppen unterwegs. An diesem Tag starten mit uns insgesamt 60 Personen die Wanderung. Klingt nach viel, verteilt sich aber bestens. In der Unterkunft dürfen wir den Schweiss von unseren Körpern wegduschen, mit den Mosquitos und "Zancudos" tanzen und uns von der Küche verwöhnen lassen. Geschlafen wird in Etagenbetten, welche jeweils von weissen Netzen umgeben sind, die den Kontakt mit den Mosquitos verhindern (super Erfindung!). Um 22:00 geht das Licht aus und alle schlafen, schnarchen und "ranggä chly ume". So toll an der frischen Luft und mit den Geräuschen der Tiere des Waldes einzuschlafen.

Der zweite Tag führt uns weiter über Stock und Stein tiefer in das grüne Grün hinein, vorbei an Wassermelonen-Pausen, indigenen Dörfchen und zahlreichen Flüssen. Manchmal sind wir uns nicht ganz sicher ob die Flüsse von den umliegenden Hügeln stammen oder von unseren Schweissdrüsen. Auf jeden Fall ist alles feuchtfröhlich und unsere Gruppe lacht und quatscht viel. Unser Guide Luis, der wohlbemerkt bereits 55+ ist und eine Vergangenheit in der Herstellung des bekannten kloumbianischen weissen Pülverlis hat, drückt so richtig aufs Tempo. Nicht so ersichtlich weshalb. Erst als wir die nächste Unterkunft und den grandiosen Fluss dahinter entdecken wissen wir weshalb. "Je schnäuer du loufsch & je meh du schwitzisch umso geiler ischs Bad i däm chüele Fluss!" erklärt uns Luis in breitem Berndeutsch (natürlich nur in der Vorstellung von Joëls Kopf, logischerweise spricht Luis spanisch, aber die Hitze hat Spuren hinterlassen, nicht nur auf dem T-Shirt). Wir geniessen das Bad, das z'Mittag und pilgern weiter in Richtung Ciudad Perdida. Am Basecamp zur Ciudad Perdida überrascht uns Luis. Er erklärt, er habe da so einen Deal mit den Kogi (dem indigenen Volk dieser Region) gedeichselt und wir dürfen in der Ciudad Perdida oben übernachten. Eigentlich etwas unmögliches! Von den insgesamt 60 Leuten dürfen inkl. uns nur etwa 20 Touris hoch. Silvester in der Ciudad Perdida, das nähme mir doch! Diese freudige Botschaft gibt uns den nötigen Schub die 1276 Treppenstufen zur Stadt hochzutrampeln. Unglaublich wie viele Steine die früheren Zivilisationen hier bearbeitet und zu Terassen aufgetürmt haben. Einige Steine sind besonders schwer und rund geschliffen, auch die besten Wissenschaftler können sich das nicht erklären. Trotzdem sind sie da. Wir geniessen die Aussicht, nehmen eine kalte Dusche und treffen den Häuptling der Kogi, Romaldo. Dieser ist nicht mehr ganz alleine unterwegs und lässt die Musik aus seinen Musikböxli erklingen. Mit einem Bierli stimmen wir mit ihm ein und schwingen das Tanzbein, bis unser Silvesterznacht zubereitet ist. Es gibt sogar ein "Gläsli Wyy" dazu! Kurzerhand wird der Raum zu einer Dschungeldisco eingerichtet und wir tanzen alle gemeinsam. Mitternacht ist noch nicht einmal vielleicht in der Sicht, da gehen wir alle zufrieden und müde um 22:00 ins Bett.

Am nächsten Tag und nach vielen "Feliz Año Nuevos" beehrt uns Romaldo noch mit einer Segnung für 2023. Auf Bitte von Luis sagt er uns "Wendet euch alle einmal im Kreis, so wie sich auch das alte Jahr zum neuen gewendet hat". Begeistert von diesen tiefgründigen Worten erkunden wir die Ciudad Perdida und hören gespannt deren Legende zu. Die Stadt wird ungefähr auf 600 nach Christus zurückdatiert, ist vermutlich aber viel viel älter. Indigene Völker belebten die Region noch lange nach Ankunft der Spanier - kein Spanier hat damals je einen Fuss in diese Region gesetzt. Auch ohne die Waffengewalt der Spanier wurden die Einwohner vertrieben. Krankheiten aus Europa raubten der Mehrheit der Bewohner das Leben. So wurde die Ciudad Perdida zur verlorenen Stadt.

Nun hiess es wieder zurückwandern, und zwar im Luis-Tempo, bis zu unserem Ausgangspunkt nach El Mamey. Wir genossen diese Zeit in unserer tollen Gruppe, die Zeit unter Freunden, die schöne Landschaft, die schönen Begegnungen und die Ehre, an Silvester in der Ciudad Perdida herself übernachten zu dürfen. Voller Freude machten wir uns von da aus in Richtung Nationalpark Tayrona.

Am Eingangstor angekommen, durften wir einmal mehr die Nachteile der Hochsaison hautnah erleben. Wir durften ca. 2 Stunden anstehen, um unsere Eintrittstickets zu kaufen. Auch eine obligatorische Tagesversicherung durften wir noch erwerben! Mit so viel Sicherheit ausgestattet zogen wir los in Richtung Meer! Glücklicherweise verteilten sich die Menschenmassen gut, nur an "Instagram-Spots" ging es etwas schleppender vorwärts durch den wunderschönen Trail. Sogar Affen sahen wir, also nicht die menschlichen, sondern unsere kleinen Vorfahren. Eine spezielle Begegnung - man fühlt sich sofort auf eine spezielle Art mit diesen Wesen verbunden. Angekommen am Strand bemerken wir, wir sehen vor lauter Menschen kein Meer mehr. Weil wir mehr Meer möchten, spazieren wir noch 5 Minüteli mehr in Richtung Meer, wo es keine Restaurants mehr, dafür mehr Meer hat. Mehr Meer und weniger Menschen, manchmal ist weniger wirklich Meer! Wir geniessen das wunderbare Wasser und lassen uns vom Salzwasser tragen. Glücklich und zufrieden spazieren wir zurück in unser Hostel. Den letzten Weg auf der Hauptstrasse dürfen wir mit dem Mototaxi zurücklegen. Einige klammern sich da so richtig um ihren Fahrer, gäu Simone! Wir verbringen noch zwei weitere Tage an diesem wunderbaren Ort am Rande des Tayrona Nationalparks und haben eine goldige Zeit. Danach heisst es bereits wieder "que lástima pero adiós", Matthias & Simone reisen weiter nach Medellin. Danke euch zwei, es war uns eine Freude! Auch wenn Matthias unglaublich viele Mode-Fails (u.a. hohe Sportsocken, oder Wintersocken, in Joggingschuhen, das geit ja gar nid!) begangen hat und Simone uns täglich mit ihrer Engelsstimme beglückt hat. Es war schön mit euch <3

Lange bleiben wir allerdings nicht in Zweisamkeit - schön wenig später treffen wir wieder auf diese anderen zwei Freunde, Ramona und Manuel. Diesmal haben sie sogar noch einen Freund (Timo) mitgebracht. Gemeinsam besuchen wir eine Kakao-Zeremonie, lassen unsere Gesichter bemalen, trinken Kakau und tanzen im Sand, so als würde uns niemand zusehen (im Jargon nennt man dies "ecstatic dancing"). Tut wirklich gut! Aber wir finden, da ist nicht wirklich eine Zeremonie dazu notwendig.

Wir genissen die gemeinsame Zeit, verbringen sie entweder im Hostel mitten im Grün (so toll unter einem Mückennetz mitten im Wald in einem Gebäude mit Dach und ohne Wände zu schlafen) oder besuchen naheliegende Strände. Ein Strand, las Cocos, hat es uns sehr angetan. Fast keine Leute und eine traumhafte Begegnung aus Kokospalmen und viel Grün, welche nur durch eine schmale Spur von Sand vom Meer getrennt sind. Paradiesisch! Dazu gesellen uns hohe Wellen, welche sogar surfen ohne Brett ermöglichen. Klar, manchmal da "verschnätzlets di" und du fühlst dich wie deine Unterhosen in der Waschmaschine (nicht, dass wir wüssten wie sich die Unterhosen anfühlen, aber so stellen wir uns das vor). Aber das ist egal, es macht einfach so viel Spass mit diesen Wellen zu spielen! Wie alles Gute, geht auch diese Zeit mit diesen wunderbaren Menschen zu Ende und es heisst "Ciao, hoffentlich bis baud widr!".

Nach viel Zeit am Handy und dem Verlust zahlreicher Nerven (in der Hochsaison wird alles extrem teuer und nur wenig ist verfügbar) entschliessen wir uns nach Panama City zu fliegen. Wir freuen uns extrem auf ein weiteres, neues Land und blicken voller Freude den wenigen Wochen entgegen, die uns noch von weiterem hohen Besuch aus der Schweiz trennen: Bruno (Bubu) und Barbara (Baba), die Hälfte unserer lieben Eltern kommen zu Besuch! Auf geht's! Bis dahin, tun geniessen!


Con mucho amor y sudor und diesem guten Song,


 

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